Vorlesung 4

Die Entstehung des Seins

 

Aus den Arbeiten von Ludwig Richter und der Zeit der Romantik

 

 

Das Absolute Nichts

Die Beweisführung, dass es vor dem Sein das Absolute Nichts gegeben haben muss (eigentlich ein Widerspruch in sich), kann auf einfache Weise über die Logik geführt werden.

Denn es kann zwingend vorausgesetzt werden, dass vor der Entstehung des Seins ein absolutes Nichts war. Hätte es vor der Entstehung des Seins etwas gegeben, dann müsste dieses Etwas vorher entstanden sein und damit wäre dieses entstehende Sein nicht mehr der absolute Anfang, sondern ein „nachgeordneter“ Anfang. Damit verschiebt sich der Zeitpunkt der Entstehung in der Zeit weiter zurück Richtung Anfang, bis wir an einen Punkt kommen, an welchem das Sein zum ersten mal entsteht. Der Augenblick vor der Entstehung des Seins setzt damit das Absolute Nichts voraus.

Diesem Augenblick vor der Entstehung des Seins erörtern wir in [1], indem wir uns auf die Suche nach dem ersten Teilchen begeben, aus der Erkenntnis, dass zur Entstehung einer Realität ein Teilchen nur dann entstehen kann, wenn ein anderes Teilchen bereits existiert.

Das Absolute Nichts wird damit wie folgt als der Zustand vor der Entstehung eines ersten „Seins“ definiert.

Die dabei wichtige Frage ist, wie aus dem Nichts ein Etwas entstehen konnte, und, was für die neue Theologie eine der Grundlagen ist, ob dieses Etwas REAL ist oder ob aus dem Absoluten Nichts ein virtuelles Sein, gewissermaßen als Vorstufe für die Realität, entstanden sein könnte.

Im Ergebnis (siehe in den folgenden Vorlesungen) wird sich zeigen, dass die Entstehung einer Realität eher unwahrscheinlich ist und dass deshalb der Zerfall des Absoluten Nichts in ein „Etwas“ eigentlich ein Zerfall des Absoluten Nichts einen nichtrealen Zustand sein muss. Dieser nichtreale Zustand (die Nachweisführung, dass wir in einer solchen Nichtrealität existieren, siehe Vorlesung vorher mit dem Nachweis der Virtualität unseres Seins), ergibt sich aus der Erörterung in [1], in welcher gezeigt wird, welche Grundlagen zur Entstehung einer Realität mit dem Zerfall des Absoluten Nichts Voraussetzung wären, damit eine Realität entstehen kann.

In [1] wird diese Frage erörtert und findet eine Antwort dazu über die Suche nach dem ersten (nicht kleinsten(!)) Teilchen, welche Voraussetzung zur Entstehung dieses ersten Teilchens notwendig wären. Und es zeigt sich, dass zur Entstehung einer Realität drei Komponenten notwendig sind.

Dass diese für die Erschaffung einer Realität aus dem Absoluten Nichts notwendigen Komponenten nicht entstanden sein können, und dass aus dem Zerfall des Absoluten Nichts nur eine virtuelle Existenz (ein Bewusstsein, welches wir als Gott wahrnehmen) entstanden sein könnte, wird neben dem Ansatz der Unwahrscheinlichkeit der Entstehung der 3 notwendigen Komponenten indiziell im gesamten Aufbau unseres Universums und unserer Existenz sichtbar (mehr dazu in [1]).

Letztlich zeigt uns die Beweisführung in Vorlesung 3, dass unsere Welt eine nichtreale Welt ist und daraus geschlossen werden kann, dass damit auch das Bewusstsein (Gott) nichtreal ist. (Es gibt dazu noch weitere indizielle Beweise, siehe [1]).

Doch etwas schwierig ist die Beweisführung für die Annahme, dass das Absolute Nichts in zwei virtuelle Formen, nämlich in Gut und Böse, zerfallen ist.

Diese Annahme erscheint auf den ersten Blick willkürlich und ohne Indizien.

Doch wir werden sehen, dass unsere Welt genau auf diesen beiden Komponenten Gut und Böse (und weiteren Unterkomponenten wie beispielsweise Hoffnung und Glaube) aufgebaut ist.

Wir Menschen nehmen Gut und Böse als grundverschieden und gegenteilig an. Tatsächlich aber ist das Gute und das Böse eine einzige Komponente. Den Unterschied, den wir in einer Handlung als Gut oder Böse wahrnehmen, ist, dass jede Handlung, jedes Tun, das wir erzeugen, auf einen Teil der Menschen (und allen Lebensformen) als das Gute wirkt, auf einen anderen Teil aber gleichzeitig als das Böse wirkt. Die entscheidende Erkenntnis ist, dass jede Handlung beides bewirkt. Es kann keine absolute nur gute oder nur böse Handlung erschaffen werden.

Dass aus dem Zerfall des Absoluten Nichts zwei virtuellen Komponenten entstanden sind, können wir indiziell daran erkennen, dass wir in unsere gesamten Welt alles, was wir sind, was wir tun, in letzter Konsequenz auf eine Handlung und deren Wirkungen zurückführen können (mehr dazu und im Detail siehe [1]).

Die große Frage aber ist, warum es die Grundlage aller Religionen ist, dass wir Gutes tun sollen und nicht Böses? Zumal ja, wie wir gesehen haben, das Gute und das Böse das Gleiche sind?

Das Kriterium zwischen Gut und Böse einer Handlung liegt in der Wirkungsmenge.

Ein Beispiel zum Verstehen (aus [1]).

Betrachten wir dazu einen einfachen Vorgang in unserem Leben. Der Besitzer einer Fabrik möchte seiner Tochter zum Geburtstag ein eigenes Haus schenken. Das Geld dafür erhält er, indem er den Arbeitern in seiner Fabrik etwas weniger Lohn bezahlt (natürlich wird er nicht den Lohn reduzieren, aber er wird vielleicht, trotz dem er im Geschäftsjahr einen höheren Gewinn erzielte, dies nicht seinen Arbeitern ausschütten als Lohnerhöhung, sondern diesen Mehrgewinn für sich verwenden).

Was ist damit geschehen? Die Handlung des Fabrikbesitzers erzeugt bei ihm (seine Tochter wird eine Zeitlang besonders dankbar sein) eine (kleine) Menge an Glück, an Gutem. Bei seiner Tochter erzeugt diese Handlung ebenfalls eine bestimmte Menge an Glück. Bei den vielleicht eintausend Beschäftigten seiner Fabrik aber wird die Grenze zur Not länger bestehen bleiben. Manche Arbeiter könnten mit etwas mehr Geld glücklicher sein, u.s.w.. Wir sehen, eine Handlung erzeugt unterschiediche Mengen an Gutem und Bösem.

Doch es ergeben sich eine Vielzahl von weiteren Folgen aus dieser Handlung; vielleicht trinkt ein Arbeiter mehr, um sein Leben zu verschönern, schlägt seine Kinder im Rausch, und so weiter. Ihr seht, diese Handlung des Fabrikbesitzers erzeugt wenig Gutes, aber eine Menge an Bösem.

Ein vielleicht hartes Beispiel darf nicht fehlen. Denken wir daran, wie die (mögliche) Atombombe über Hiroshima Millionen von Menschen geschädigt hat und damit eine große Menge an Unglück erzeugt, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Auslöser war eine einfache Handbewegung des Schützen, der die Bombe ausklinkte.

Natürlich kann diese Gut-Böse Kette nicht so gesehen werden, es wurde noch mehr Glück erzeugt, angefangen vom Piloten, über den Erfinder der Bombe bis hin zu demjenigen, der den Abwurf der Atombombe befahl. Alle profitierten davon. Aber das Böse, was in der Folge auf die Menschen kam, ist ein Vielfaches von dem, was die an der Tat Beteiligten an Gutem bekamen.

Und genau das ist die Grundlage der Forderung von Christus und Buddha und allen anderen Religionsgründern: Tue Gutes. Mit dem Unterschied, dass wir jetzt in der Lage sind, die tieferen Bedeutungen dieser Forderung zu erkennen.

Die Aufforderung darf deshalb nicht sein, Gutes zu tun, sondern wir müssen verstehen lernen, dass unsere Handlungen Gutes UND Böses bewirken. Erst dann, wenn wir unsere Handlungen danach richten und versuchen, in der Summe mehr Gutes als Böses mit einer Handlung zu bewirken, dann handeln wir im wirklichen Sinne Gottes.

Diese Erkenntnis den Menschen zu vermitteln wird Teil der Aufgaben der Religionen der Zukunft sein.

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[1] „Neue Theologie Physik Indizien Experimente“, Albert Déran