2.7 Das Wissen und die Hyperbel des Glaubens

Ein Essay zur Annäherung an den Glauben

Vorab

Im folgenden Essay werden wir eine überraschende Betrachtung zur Frage des Glauben zur Diskussion stellen.
Wir werden mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit erkennen, dass die Wissenschaften zur Beschreibung unserer Welt, die wir in Form von Mathematik, Physik, Chemie und weiteren Disziplinen zu formulieren versuchen, nichts anderes sind als Spezialfälle einer weitaus größeren, umfassenden Grundregel unseres Universums. Diese Grundregel ist das, was wir als Glauben und Hoffnung zu bezeichnen versuchen.
Doch nicht Erkenntnis der Wahrscheinlichkeit diesen Ansatzes ist das Überraschende an der folgenden Betrachtung, sondern wir werden erkennen, dass wir Menschen in unserem Leben eine Form der Hyperbel des Glaubens als Grundlage unseres Daseins durchwandern.
Im Fazit könnte es sein, dass den Menschen mit der Geburt in unsere Welt ein vollständiger Glauben mitgegeben wurde, wir diesen im Verlauf des Lebens verlieren, und statt dessen eine eigene Form von Glauben erlernen, welche mit fortschreitendem Leben stärker wird und mit unserem Tod wieder Vollständigkeit erlangt. Wir also Glauben als vielleicht einzige Kraft und Ursache unseres Seins neu erschaffen. Wer mag, kann darin die Erkenntnis finden, dass eine der Ursachen unserer Existenz darin liegen könnte, dass wir den Glauben als Grundlage unseres Lebens weiterentwickeln und vermehren.

Zum Essay

Wahrscheinlich kennt ein jeder von uns das geflügelte Wort:

Glauben heißt nichts wissen.

Obwohl ein solcher Satz alle Religionen diffamiert, stimmen die meisten Menschen „irgendwie“ dieser Aussage zu.

Dass aber die Aussage, welche diesem Satz zugrunde liegt, falsch ist, also genau das Gegenteil davon die Grundlage unserer Welt und vielleicht auch unseres Daseins ist, soll die nachfolgende Erörterung zeigen – und vielleicht dazu beitragen, dass wir einen etwas anderen Blick auf unsere Religion gewinnen dürfen.

Eine erste Definition

Bevor wir uns dieser Erörterung nähern wollen, müssen wir uns natürlich erst an eine Definition der beiden Begriffe: Glaube und Wissen, wagen.

Wissen

Wissen bedeutet eine Erkenntnis, welche auf beweisbaren Erfahrungen, Untersuchungen, Experimenten beruht, welche das Merkmal haben, in einer Wiederholung der Situation oder des Versuches immer die gleichen Ergebnisse zu erhalten.
Ein einfaches Beispiel: Wenn 1 Apfel auf einem Tisch liegt, und ich lege einen zweiten Apfel dazu, dann sind 2 Äpfel auf dem Tisch.
Dieser Versuch wird mit dem theoretischen Hilfsmittel, der Mathematik, verallgemeinert zu: 1 + 1 = 2.

Glaube

Mit Glauben wird in unserem Verständnis die Projektion einer Wahrscheinlichkeit auf ein vergangenes, gerade stattfindendes oder zukünftiges Geschehen bzw. Zustand beschrieben.
Das Merkmal des Glaubens sind dabei zwei Eigenschaften des Geschehens, nämlich:

1. Die Möglichkeit, dass genau dieses Geschehen in einer gleichen Situation wieder geschehen könnte oder auch nicht.

2. Die Möglichkeit, dass ein beschriebener Zustand oder Geschehen tatsächlich stattgefunden hat oder vielleicht auch nicht stattgefunden haben könnte.

Erkenntnis

Wir sehen also, dass Glaube eigentlich eine Vorstellung ist, welche nicht wahr sein muss, welche in unserem Inneren entsteht, auf etwas Äußeres übergelegt wird und so dieses Äußere verfälschen könnte.
Wir formen also etwas mögliches Äußeres mit unseren inneren Vorstellungen um, so dass das Äußere mit unseren inneren Vorstellungen übereinstimmt.

Einfach gesagt: Glaube ist meist mit Fälschung identisch.

Wogegen Wissen die reale Beschreibung eines Äußeren ist und diese auf unsere Erkenntnis im Inneren wirkt.
Wissen ist also Erkenntnis der Wahrheit.

So, damit könnten wir diese Erörterung abschließen und den Glauben in das Reich der Fabel verweisen und als das Gegenteil des Wissens und als etwas Falsches definieren.

Doch lassen wir uns von der obigen ersten und einfachen Erkenntnis nicht verführen, sondern wir wollen beginnen, in eine tiefere Ebene des Phänomens „Glaube“ vorzudringen.

1. Der innere Bereich, die Hyperbel des Glaubens

Betrachten wir den Menschen in seinem Leben, von der Geburt bis zum Tode, so entdecken wir einen erstaunlichen Verlauf der Glaubensstärke.

Die Geburt

Der Moment kurz vor der Geburt ist, wenn wir ihn aus der Sicht des Glaubens betrachten, der Augenblick, in welchem der Mensch ein Maximum an Glauben besitzt. Wir wissen (mit unserem neuen Ich) in dem Augenblick der Geburt NICHTS von dieser Welt, in die wir geboren werden. Und doch MÜSSEN wir in diese neue Welt hineingeboren werden.

Weil wir uns (wahrscheinlich) im Augenblick der Geburt nicht bewusst sind, was wir sind, wo wir sind, wohin wir gerade gehen, ist damit ein Zustand gegeben, in welchem Wissen = Null ist (Als eine rudimentäre Form des Wissens könnten unter anderem die instinktiven Handlungen wie Atmen, Herzschlag, Bewegung und Beginn der Entwicklung definiert werden).

Könnten wir in diesem Moment real denken, so würde ALLES, was jetzt zu geschehen beginnt, ausschließlich GLAUBE sein. Man könnte diesen Zustand des Glaubens sogar als den Moment des wirklichen, reinen, unverfälschten Glaubens beschreiben, die Phase des absoluten Glaubens.

Der Säugling

Nach der Geburt beginnen die verschiedensten Ereignisse auf unseren Glauben einzuwirken. Als Säugling lernen wir, dass beispielsweise dann, wenn wir Hunger verspüren und dies durch Schreien der Mutter mitteilen, der Glaube an eine sofortige Nahrungszufuhr nicht immer sofort erfüllt wird. Auch der Glaube an das Fortbestehen der wohligen Geborgenheit wird gestört, wenn wir unbequem liegen oder beispielsweise die Windeln nicht gleich gewechselt werden.

Es scheint also unser Dasein mit daran zu wirken, unseren Glauben zu verändern, zu stören.

Das Kleinkind

Für das Kleinkind, welches nun schon denken kann und Erfahrungen gesammelt hat, ist die Welt um sich etwas erweitert worden. Vater, Mutter stehen für Wesen, welche gleich Gott sind, Allmacht besitzen, und doch Geborgenheit und Sicherheit geben.
Die Welt des Kleinkindes hat an der Geborgenheit des Glaubens etwas verloren.
Es gibt zwar den (noch) vollkomenen Glauben an die Eltern, aber manche Dinge in der Umgebung verhalten sich nicht so, wie es einem vollständigen Glauben entsprechen sollte: Das Kleinkind verliert weiter an Glauben.

Die Kindheit

Jetzt beginnt das Kind in einem fast unbemerkten Prozess, auch den Glauben an die Eltern zu verlieren. Vater, Mutter, haben nicht immer Zeit, sind auch mal ungehalten, setzen ihre Macht auch ein, Dinge zu verbieten, … u.s.w.
Die heile Welt des Glaubens an die Fürsorge und geschlossene Sphäre der Eltern und des Nestes bekommen Risse.

Die Jugend

In der Jugend, auch der Pubertät, scheint sich der Glaube weiter zu verflüchtigen. Es entstehen neue Glaubensprioriäten (erste Freundschaften, erste Liebe), welche leider in manchen Fällen mit dem Glauben an die Eltern kollidieren, so den Glauben als Kraft weiter herabsetzen von etwas Festem zu etwas Veränderlichem, fast schon Beliebigen.

Die Zeit des Erwachsenseins

Die nun das Restleben bestimmende Zeit bringt eine Kette von Erfahrungen, welche den Glauben als innere Kraft weiter schädigen und teilweise sogar zerstören können. Erwachsensein ist oft gleichbedeutend mit: Keine Illusionen, keinen Glauben mehr zu haben, Zwängen der Realität ausgeliefert zu sein, der tägliche Kampf um das Überleben, um die Fortpflanzung, um das Einsammeln von materiellen Werten, wird bestimmend.

Der Glaube wird, wenn überhaupt, zur Nebensache, zu einem vielleicht belächelnden Relikt aus der Kindheit.

Hier ist der tiefste Punkt der Hyperbel des Glaubens erreicht. Oftmals wird sogar der gesamte Glaube verworfen und damit verloren. Solche Menschen ohne irgendeinen Glauben finden sich in der Masse der Resignierten wieder, welche „wissen“, dass sich nichts ändert, welche ihr Leben in einem Trott dahinfliegen lassen, welche allen Wünschen und Hoffnungen und damit dem Glauben entsagt haben.

Im Alter

Im Alter findet eine erstaunliche „Rekonvaleszenz“ des Glaubens statt. Nicht so sehr der Glaube an einen Gott ist Mittelpunkt, sondern das Erfahren von Kleinigkeiten, welche eine neue, ganz andere Schönheit des Lebens offenbaren, lassen Glauben wieder in dem Menschen erwachen.
Die Freude, an einer duftenden Blume zu riechen, sich auf einen friedlichen Sonnenuntergang mit einem Glas Wein zu freuen, zu wissen, dass die Ehefrau bei einem ist, dass jemand da ist, der Geborgenheit schenken kann, dem man aber auch Geborgenheit geben kann, lässt einen tiefen, verschollenen Glauben im Herzen wieder erwachsen.

Vor dem Sterben

Je älter man wird, desto mehr beginnt sich der Glaube im Menschen neu zu entwickeln.
Und je mehr man einen Glauben entwickelt, desto tiefer fängt man an, diesen Glauben zu spüren. Viele Menschen beginnen in dieser Phase des Lebens, neben dem Glauben an die Schönheit dieser Welt, auch den Glauben an ein höheres Wesen, Gott, zu erspüren und vielleicht auch zu suchen.
Als ob sie instinktiv ahnen, dass hier ein Ziel vor ihnen liegen könnte, welches die Reise ihres Lebens zu einem neuen Ort zum Abschluss bringen könnte.

Der Augenblick des Todes

Wenige Augenblicke vor dem Tod, vor dem Übergang zu einer anderen Welt, erleben wir wieder den Anfang unserer Reise in diese Welt.
Wir stehen vor einem großen Unbekannten, von dem wir nichts wissen, es bleibt uns nur noch der Glaube übrig. Alles Materielle verschwindet. Unser Glaube wird in diesem Moment vor dem Sterben zur allumfassenden Geborgenheit, zum Vertrauen, zur Neugier, aber auch zur Furcht.

Diese Furcht vor dem Unbekannten aber ist nichts anderes als die Differenz unseres Glaubens zum vollständigen Glauben.

Erst der Augenblick des Todes, das Überschreiten der Grenze, lässt uns alle Zweifel verlieren und wir begeben uns in diesem Augenblick, unwiederbringlich in unsere Zukunft.

Zusammenfassung der Glaubenshyperbel

Es scheint so zu sein, dass der Sinn unseres Lebens (vielleicht einer der vielen Aufgaben unseres Lebens) darin besteht, den Glauben „lernen“ zu müssen.
Nahezu alle Formen des Lebens verlaufen in einer solchen Hyperbelfunktion. Zu Beginn bestehen wir aus unverfälschten, vollständigen Glauben, verlieren diesen im Laufe des Lebens und lernen dabei doch, eigene Kraft des Glaubens zu entwickeln.

Dieser Lernvorgang, der unser gesamtes Leben begleitet, lässt uns selbst Glauben in uns wachsen, bis viele Menschen vor dem Sterben den fast vollständigen Glauben in sich selbst erschaffen haben.

Wollte man einen Sinn einer solchen Entwicklung finden, so könnte es durchaus sein, dass unsere Lebenszeit in dem physikalischen Raum eine Kraft eines Glaubens in uns aufbauen lässt. Eine Kraft, welche wir, wenn wir sie selbst erlernt haben, uns vielleicht zu vollständigen Geschöpfen (Engeln) werden lässt, vielleicht als Voraussetzung für unser Leben nach dem Tod in einer Welt und Gemeinschaft mit den Engeln.
Denn diese mögliche Welt nach dem Sterben könnte eine höhere Welt sein, welche nur in einer geistigen Form besteht(*FN* Siehe dazu das Experiment im Buch und auf dieser Webseite als Video, welches uns indiziell mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zeigt, dass wir in einer nichtrealen Welt leben.*FN*).
In einer solchen Welt nach dem Tod würde der Glaube eine mögliche Grundlage sein (Im Buch: „Neue Theologie Physik Indizien Experimente wird gezeigt, dass unsere Welt nicht auf Materie aufgebaut ist, sondern dass die Elemente unserer Welt Glaube, Hoffnung sind). Anders gesagt, in einer solchen möglichen geistigen Welt könnte ausschließlich Glaube die Grundlage deren Existenz sein, aber dies ist im Zustand unserer jetzigen wissenschaftlichen Erkenntnis nur eine Spekulation.

Wenden wir uns wieder dem Glauben in unserer physikalischen Welt zu.
Denn es wartet noch eine weitere Erkenntniss auf uns, welche, wie wir erörtern werden, die Aussage: Glaube sei Nichtwissen, in das Gegenteil verkehren wird und zeigen, dass eigentlich das Wissen nur eine Spielart, eine spezielle Form des Glaubens ist.

Doch zuvor sollten wir einen wichtigen Aspekt des Glaubens nicht vernachlässigen, nämlich zu zeigen, dass der Glaube vielleicht die einzige, sehr wahrscheinlich die stärkste Kraft in unserem Leben ist, welche Grundlage unseres Lernens ist, und welche, was vielleicht das Wichtigste in unserem Zusammenleben sein könnte, das Gute erschafft und das Schlechte niederringt.

Der Glaube als Grundlage unseres Lebens

Welche Kraft ein Glaube entwickeln kann, ja, dass unser Handeln ausschließlich von einem Glauben bestimmt wird, ist uns vielleicht nicht mehr bewusst. Unser Leben ist im Grunde genommen eine permanente Abfolge von Handlungen, welche auf unserem Glauben beruhen oder welche durch den Glauben begründet werden.

Man kann sagen, dass nahezu alle unseren Handlungen eine Folge unserer Fähigkeit, zu glauben, sind.
Was wir auch tun, was wir versuchen, was wir in unserem Leben bewegen, verändern, denken, meinen, fühlen, all das lässt sich auf den Glauben als Grundlage zurückführen.
Wenn wir etwas lernen, so lernen wir, weil wir an Ziele glauben. Sei es das Ziel, mehr zu werden, mehr zu sein, sei es das Ziel, Ansprüche anderer zu erfüllen, egal, welches Ziel und welcher Sinn in einer Handlung liegt, es ist immer der GLAUBE an das Ziel, das uns das Handeln tun lässt. So gesehen ist das gesamte Leben des Menschen ein Glaube an ein Ziel. Ob man verliebt ist und die Hoffnung hat, Erfüllung zu finden, ob man vor dem Altar steht und sich verspricht, auch in schlechten Zeiten füreinander da zu sein, ob man Hilfsbedürftige unterstützt, damit diese vielleicht einen Augenblick ein besseres Leben haben dürfen, ob man Kranken hilft, ob man einen Kurs besucht, egal, was der Mensch auch tut, es ist auf ein Ziel gerichtet.
Und, das ist das Entscheidende daran, die Verwirklichung des Zieles ist nicht festgelegt, sondern der Glaube an die Verwirklichung des Zieles lässt uns etwas tun.

Aber es sind nicht nur die „gewöhnlichen“ Handlungen, welche wir mit der Grundlage des Glaubens tun, es gibt auch STARKE Handlungen, zu welchen uns der Glaube befähigt.
Denken wir nur daran, dass eine liebende Mutter sich fast immer für ihr Kind opfern würde, um das Kind in einer Situation zu retten. Denken wir an den Samariter, der gibt, obwohl es schmerzt, um eine verwundete Seele zu heilen. Denken wir an den Soldaten, der alleine und vielleicht voller Angst hinaus gegen den Feind geht und bewusst sein Leben dafür opfern will, dass der Feind seinem Volk keinen Schaden zufügen kann. Solches nennen wir Heldentum. Aber in Wirklichkeit ist es der Glaube, der einem solchen Tun zugrunde liegt.
Der Glaube, das eigene Leben opfern zu müssen, um etwas für die ANDEREN zu tun, ist vielleicht einer der stärksten Formen des Glaubens. Und wir finden ihn nicht nur bei den Kriegern, bei der Mutter, wir finden ihn auch bei vielen der Märtyrer, die für die Sache Gottes ihr Leben gegeben haben. Für die Sache Gottes, für die Sache des Kindes, für die Sache der anderen Menschen.
Was für manche Menschen eine Torheit ist, ist aber eine tiefe und starke Form des Glaubens, welche in uns erwacht. Und welche in letzter Konsequenz nichts anderes sein kann als für einen Augenblick die Höchstform der menschlichen Entwicklung zu erfahren, der Kraft, der Fähigkeit, das, was unser Leben Grundlage ist (den Glauben), zu summieren und sich selbst einer vielleicht göttliche gleichen Ebene zu nähern.

2. Der äußere Bereich

Gibt es Wissen?

Auf den ersten Blick erscheint uns eine solche Frage absurd. Selbstverständlich gibt es Wissen. Wissen ist definiert, festgelegt, immer reproduzier- und damit überprüfbar.
Was aber ist Wissen im tieferen Sinne?
Wissen im Sinne von Wissenschaft könnte man definieren als die Sicherheit, dass etwas von einem Zustand über bestimmte Gesetzmäßigkeiten zu einem genau definierten und vorhersehbaren geänderten Zustand gelangt.
Nehmen wir dazu ein Beispiel. Ich habe auf einem Tisch einen Apfel liegen und lege einen zweiten Apfel dazu.
Zuerst gab es eine Tischfläche, auf der ein Apfel lag. (Zustand 1). Aufgrund des Hinzulegens eines weiteren Apfels (Gesetzmäßigkeit des Zufügens) werden auf dem Tisch danach zwei Äpfel liegen, die Tischfläche hat also nun zwei Äpfel (geänderter Zustand). Allgemein wird dieser Vorgang abstrakt über die mathematische Regel: 1+1=2 formuliert.

Dieses Wissen, 1 und 1 sind 2, ist offensichtlich ein universales Wissen, gilt überall in unserem Raum, ist unabhängig davon, welche Teile dahinter stehen (1 Auto und 1 Auto sind 2 Autos,….).

Nehmen wir aber jetzt an, dass gerade in dem Augenblick, in dem der zweite Apfel auf die Tischfläche gelegt wird, jemand den Raum betritt, zum Tisch geht, den ersten Apfel wegnimmt und ihn isst. … oder mich daran hindert, den zweiten Apfel hinzulegen … oder dass in diesem Augenblick die Lampe herunterfällt und den ersten Apfel vom Tisch fallen lässt … oder dass gerade ein Erdbeben beginnt, welches den ersten Apfel vom Tisch rollen lässt, … oder, oder…

Die Beispiele sind sicherlich an den Haaren herbeigezogen. Jeder wird an dieser Stelle sagen, es ist doch egal, was in einem solchen Augenblick geschieht, wichtig ist doch nur, dass „theoretisch“ ein Apfel und ein Apfel zwei Äpfel ergeben.

Eben nicht, denn dieses Beispiel zeigt uns in aller Deutlichkeit, was die Aussage: 1+1=2 in Wirklichkeit ist: Es ist eine Vermutung, wenn auch eine Vermutung mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund des Hinzulegens eines zweiten Apfels tatsächlich zwei Äpfel auf der Tischfläche liegen werden. Selbstverständlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Umsetzung der „theoretischen“ Regel in die Praxis zu einem theoretischen Ergebnis führt, sehr, sehr groß. Aber es ist nicht eintausendprozentig sicher, um es salopp zu sagen.
Die Beschreibung der Regel stellt damit eine Aussage dar, welche „sehr wahrscheinlich“ aus einem Ausgangszustand einen wahrscheinlich regelkonformen Endzustand ermöglicht.
Nehmen wir an, dass seit einer Million Jahre ein gewaltiger Lichtblitz unterwegs zu unserer Erde ist. Wir sehen ihn nicht, wir wissen davon nichts. Aber gerade in dem Augenblick, in dem wir den zweiten Apfel hinzulegen, erreicht der Blitz die Erde und alles Leben wird vernichtet. Und damit wird auch die Regel 1+1=2 nicht in Erfüllung gehen.

Wir sehen, dass damit selbst eine solch einfache Regel nicht immer stimmen MUSS. Was geschieht also, wenn wir Wissenschaft (Regeln) anwenden? Wir extrapolieren aus einem Istzustand einen (zugegebenermaßen sehr wahrscheinlichen) Endzustand. Wenn wir das anders formulieren, dann könnten wir auch sagen: Wir haben einen Istzustand, und wir GLAUBEN, dass der Endzustand auch tatsächlich geschehen wird.
Betrachten wir mit einer solchen Erkenntnis unser Dasein, so werden wir feststellen, dass unser GESAMTES Leben, unser Dasein, unsere Existenz, eben alles, ausschließlich darauf begründet ist, dass eine bestimmte angenommene Wahrscheinlichkeit die eigentliche Grundlage des Glaubens an ein Endergebnis darstellt.

Betrachten wir einen Vermieter. Er hat Mieteinnahmen, addiert diese auf, hat Ausgaben, subtrahiert diese, und ist in dem Glauben, dass er am Monatsende einen Gewinn auf seinem Konto hat. Auch hier finden wir keine Wissenschaft, sondern eine Vielzahl von Glaubenswahrscheinlichkeiten. Was ist, wenn ein Mieter nicht bezahlt, was ist, wenn eine ungeplante Reparatur Geld kostet, was ist, wenn die Bank in Konkurs gerät, was ist, wenn der Vermieter krank wird oder stirbt? Alles, alles sind Wahrscheinlichkeiten, welche zwar eine geringe Wahrscheinlichkeit besitzen, aber eben doch vorhanden sind. Da diese Wahrscheinlichkeiten möglich sind, müssen wir die Hoffnung, dass alles gut geht, als GLAUBEN bezeichnen.
Weitere Beispiele: Bei der Eheschließung versprechen sich beide Eheleute, gemeinsam füreinander da zu sein, ob in guten oder schlechten Tagen. Tatsächlich ist eine solche Aussage auch nur der Glaube an einen späteren Zustand, an ein späteres Verhalten.
Was ist mit der Arbeit. Der Chef rechnet damit, dass ausreichend Beschäftigte kommen und den Betrieb funktionsfähig halten. Würden alle Beschäftigten zum selben Zeitpunkt nicht zur Arbeit erscheinen, so würde das Unternehmen vielleicht bankrott sein. Auch hier ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens negativer Ergebnisse gering, aber wenn der Chef heute schon berechnet hat, was er morgen ausgeben kann, so ist auch dies der Ansatz des Glaubens an einen morgigen Zustand.

Damit könnten wir also sagen, dass unsere gesamte Welt, unser Universum, unser Raum, in allem nur auf Glauben aufgebaut ist. Wir glauben, dass die Erde sich morgen noch dreht, wir glauben, dass die Sonne noch morgen scheinen wird, wir glauben, dass die U-Bahn uns zum Ziel bringt, wir glauben, dass unser Partner treu bleibt, wir glauben, dass wir am Monatsende Geld auf dem Konto haben, wir glauben, dass es dann noch ein Konto gibt,…..
Alle Berechnungen, alle wissenschaftlichen Regeln, zeigen uns nur eine Wahrscheinlichkeit, dass ein Zustand 2 eintreten wird. Eine absolute Sicherheit jedoch gibt es nicht. Wenn es aber keine vollständige Sicherheit gibt, so bleibt nur die Hoffnung, dass etwas so eintreten wird. Und diese Hoffnung ist der Glaube.

Resumée

Wir können unser Sein als ein Subjekt bezeichnen, welches aus zwei Bereichen besteht:

1. Der gesamte äußere, uns umgebende Raum. Dieser Raum hat eine Grundeigenschaft, er wird verändert und verändert sich. Jede Veränderung und Bewegung in diesem Raum, welche durch uns selbst erschaffen, begründet, geplant wird, entsteht aus Glauben.
2. Der gesamte innere, in uns existierende Raum. Diesen inneren Raum betreten wir im Zustand des absoluten Glaubens, verlieren diesen Glauben durch äußere Kräfte, lernen gleichzeitig neuen Glauben durch innere Erkenntnis, und sind am Ende des Lebens wieder in einem Zustand vollständigen, selbst erschaffenen Glaubens.

Mit diesem Blick können wir nun sehen, dass unser Dasein UND Geist ausschließlich durch den Glauben begründet und definiert werden. Damit aber können wir sagen, dass unsere Welt ausschließlich ein Konstrukt des Glaubens ist.

Weitergehende Diskussionsgrundlagen im Buch: „Neue Theologie Physik Indizien Experimente“
Trailer zum Buch: https://youtu.be/JWR_aD6JgRQ
Webpräsenz des Projektes: https://www.platon-projekt.com

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