1.4 Das soziale Moment zur Koexistenz der Religionen

Damit ein friedliches Zusammenleben der Religionen möglich werden könnte, müssen wir uns an eine stammesgeschichtliche soziale Verhaltensweise erinnern.
Dies ist die Fähigkeit, eine äußerst starke Kraft zu bilden, welche Menschen dazu bringt, persönliche Vorurteile zu überwinden und sich mit sogenannten „gegnerischen“ Gruppen zu vereinen.

Das Beharren der Dogmatiker

Bevor wir uns dieser starken sozialen Kraft zuwenden, welche eine friedliche Koexistenz der Religionen möglich werden lässt, würde ich gerne zeigen, warum falsche Vorurteile, das Beharren auf solchen falschen Vorurteilen, auch wenn diese sich als wissenschaftlich oder offensichtlich falsch erweisen, trotzdem, gegen jede Vernunft, als erstrebenswerte und zu schützende Maxime der Gruppe von den Gruppenmitgliedern aufrechterhalten bleibt.

Es gibt dazu ein interessantes und aussagekräftiges Experiment (Das Experiment von Solomon Asch, Beschreibung und Folgeexperimente am besten erklärt bei: https://www.nzz.ch/wie_das_gehirn_gruppenzwang_erlernt-1.2476356), in welchem nicht nur die Wirkung des Gruppenzwanges beschrieben, sondern auch untersucht wird, welche Mechanismen im Gehirn des Menschen wirken, damit er selbst dann, wenn er erkennt, dass seine Meinung falsch ist, trotzdem auf dieser Meinung beharrt und trotz der Erkenntnis der Unrichtigkeit weiter versucht, andere Menschen von dieser (als falsch erkannten) Ideologie zu überzeugen.
Der Grund liegt (kurz und vereinfacht) darin, dass das Gehirn zu Beginn des Lernens der ideologischen Aussage dann, wenn dieser Erfahrungsprozess im Rahmen von Gleichdenkenden erfolgt, bei der Übereinstimmung mit der Masse den Belohnungsbereich im Gehirn aktiviert und einen drogenähnlichen Stoff als Glücksgefühl aussendet.
Diesen „Kick“ des Drogenstoffes will der Proband immer neu erleben, auch dann noch, wenn er erkennt, dass seine Ideologie falsch ist oder sogar schädlich ist. Er verhält sich damit wie ein Drogenabhängiger, der nicht nur seine tägliche Dosis benötigt, sondern er versucht andere Menschen zu dieser Ideologie zu hinzuführen (Dieses bewusste „Verleiten“ anderer Menschen zur eigenen Ideologie könnte darin seine Ursache haben, weil der Drogenabhängige versucht, eine soziale Gruppe gleichgesinnter Abhängiger zu erschaffen, um über die neu geschaffene soziale Gemeinschaft das eigene Überleben zu sichern).

Diese Eigenschaften der Abhängigkeit von einer Droge findet sich nicht nur in gesellschaftlich unbedarften Gruppen, wie Sportvereinen oder Ähnlichem statt, sondern findet sich auch im Verhalten von Fanatikern, Politikern und anderen extremen Sektierern wieder.

Aber wir dürfen nicht mit dem Finger auf Menschen mit vernunftresistentem Beharren zeigen, denn wir alle sind mehr oder weniger ebenso mit dieser Eigenschaft behaftet. Wenn wir uns selbst betrachten, nimmt ein großer Bereich unseres Lebens genau diese Eigenschaften an. Jeder möge an seine letzten Diskussionen denken, an die Gespräche oder Kleinkonflikte: Immer dann, wenn eigentlich ein Austausch von Argumenten stattfinden müsste, verspüren wir in uns den Drang, statt der Suche nach Erkenntnis oder Konsens, nur den Anderen zu überzeugen (urgeschichtlich: Zu besiegen).

Die mögliche Lösung

Mit der obigen Erkenntnis, dass sich das Beharren der Menschen auf vorgefassten Vorurteilen auf das Wirken eines chemischen Vorganges im Gehirn zurückführen lässt, dessen Stärke der Wirkung (vermutlich) davon abhängt, wie gefestigt oder geistig souverän der jeweilige Mensch ist, haben wir aber auch schon die Erklärung für die Lösung der Frage, wie denn eine friedliche Koexistenz der Religionen möglich werden könnte, gefunden.

Die Lösung liegt darin, eine höhere Gruppe mit höheren Eigenschaften zu erschaffen, welche die Gruppenzusammengehörigkeitseigenschaften der (ehemals „gegnerischen“) Menschen durch neue, größere oder höhere Eigenschaften definieren kann.
Damit verlieren die ehemaligen Vorurteile ihre primäre Position und werden bedeutungsloser.

Negatives Beispiel für die Richtigkeit dieses Ansatzes finden sich in allen Epochen der Menschheit. Immer dann, wenn Menschen dazu bewogen werden sollen, bereit zu sein, ihr Leben in einem Krieg zu opfern, wird dieses höhere Gruppengefühl durch ein Feindbild erzeugt. Immer dann, wenn ein solches Feindbild erschaffen wurde, „rücken“ die Menschen zusammen, vergessen ihre „kleinlichen“ Streitigkeiten und werden im wahrsten Sinne des Wortes zu Geschwistern einer neuen Gemeinschaft.

Positives Beispiel für die Richtigkeit dieses Ansatzes finden wir im Verhalten von Sportvereinen, besonders bei Fußballvereinen, bei welchen oftmals eine höhere Affinität zur Gewalt vorhanden ist. Dann, wenn es beispielsweise bei einem Länderspiel darum geht, die eigene Mannschaft zu glorifizieren, schnurren alle ehemaligen Abneigungen gegen den örtlichen Konkurrenzverein zu einem Nichts zusammen. Das, was vorher noch bedeutend war, nämlich die Abwertung des anderen Vereins, wandelt sich zu einem neuen Wir-Gefühl.

Genau dieser sozialpsychologische Vorgang könnte dann die Kraft sein, welche den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften und Religionen eine neue Gemeinsamkeit ermöglichen lässt.
Der Schlüssel dazu, eine neue höhere Ebene der Gruppendynamik zu erschaffen, ohne dazu die Eigenschaften der jeweiligen Religionen zu berühren oder gar zu verletzen, könnte darin liegen, sich neuen theologischen Bereichen zuzuwenden und diese in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.

Der Gedanke an eine erweiterte Theologie bietet sich genau für eine solche Problemstellung (Neues zu betrachten, ohne das Bestehende zu verletzen) an.
Blicken wir darauf, was Theologie der heutigen Religionen bezeichnet. Das ist im Grunde genommen nur ein kleiner Teil aus dem Bereich, welcher Theologie eigentlich sein müsste. Die Theologie der heutigen Religionen beginnt in etwa mit einer „vagen“ Vorstellung der Entstehung des Menschen, und vielleicht noch mit einer noch vageren Erschaffung der Welt, regelt aber intensiv und bis in kleinste Detail den eigentlichen Bereich des menschlichen Lebens, von der Geburt bis zum Ende, regelt das Verhalten des Menschen untereinander, regelt seine Verhalten des Menschen in seiner Beziehung zu Gott, schreibt genaue liturgische Verhaltensweisen vor. Aber schon mit dem Ende des Menschen, dem Tod, wird dieser Bereich nur noch vage und oftmals widersprüchlich beschrieben.

Damit liegen die eigentlichen erweiterten theologischen Bereiche vor unseren Augen.

Die Bereiche von der Entstehung des Seins, welche zwangsläufig aus dem absoluten Nichts vor einer Entstehung Gottes geschehen sein müssen, wissenschaftlich erörtert werden, können wir Folgerungen erarbeiten, Indizien zur Frage, wie Gott daraus entstanden sein könnte, finden und weiter die Bereiche zwischen der Entstehung Gottes und der Erschaffung der Welten und der Menschen diskutieren. Und damit könnten wir auch, vielleicht zum ersten mal, uns auf die Suche nach einer Antwort nach dem Sinn unserer Existenz begeben.

Die Erforschung dieser erweiterten Bereiche einer neuen Theologie hat zwei wichtige Argumente, welche dafür sprechen, diese tabuisierten Zonen zu betreten.

Ein Konflikt zu den bestehenden Theologien wird durch die unterschiedlichen Bereiche vermieden.
Zum anderen bieten diese neuen Felder der Theologie den bestehenden Theologien die beiden Chancen, größer zu werden, also eine Evolution der eigenen Theologie zu ermöglichen und die eigene Theologie an die Wissenschaftlichkeit anzunähern.
Beides könnte das Fortbestehenbleiben der Religion sichern.

Und es gibt noch ein drittes Argument, solche neue theologischen Bereiche zu suchen und zu entdecken: Dies ist die Erkenntnis, dass es einen weiteren Weg zu geben scheint, mit welchem, vielleicht Gott, vielleicht unsere Seele, vielleicht Wesen aus der anderen Welt, mit uns kommunizieren und uns neue Erkenntnisse übermitteln.
Dieser Weg ist die Kraft der Philosophie, welche Grundlage allen Forschen und Wissens ist.
Platon erkannte das Vorhandensein einer solchen Kommunikation. Er schrieb, dass wir Menschen nicht etwas Neues erfinden können, sondern nur etwas Bestehendes wiederentdecken, etwas, das schon vorher gewesen oder bekannt sein musste. Diese Erkenntnis, dieses Neu-Finden, könnte durch eine besondere Begabung der Kommunikation mit einer anderen Welt geschehen.
Ein solcher Weg der Philosophie ist für uns nichts Neues. Alle Religionen nutzen diesen Weg, von Gott oder der Welt des Jenseits, Erkenntnisse zu erhalten immer dann, wenn Theologen oder Philosophen (Theologie und Philosophie und damit auch Wissenschaft sind im Grunde genommen nur verschiedene Blüten an einer Pflanze, deren Wurzeln tief im Erdreich liegen). Man könnte sagen, dass alle Philosophen, alle Theologen, gleich welche Religion ihrem Glauben zugrunde liegt, Gottes Wort spürten oder erfuhren. Dieser mögliche tiefe Sinn der Philosophie, genau in dieser Zeit der philosophischen Betrachtung eine Verbindung zur anderen Welt zu erspüren und deren Erkenntnisse niederzuschreiben, ist nichts der Religion fremdes, sondern Bestand der Religionen und ist in vielen Schriften niedergelegt.

Eine erweiterte Theologie ist damit nichts anderes, als die Erkenntnis der Philosophie und Wissenschaft als Erkenntnis von Neuem, von vielleicht zu der jeweiligen Zeit klareren Worten Gottes. Dinge und Beschreibungen, welche in früheren Zeiten nicht verstanden werden konnten, können damit in anderen Zeiten mit einem anderen Kenntnisstand besser verstanden werden.

In einer erweiterten Theologie könnte so der Schlüssel für ein friedliches Miteinander der Religionen liegen.
Religionen würden sich dann, angesichts einer erweiterten Theologie, als unterschiedliche Wege definieren, welche zu der einen Erkenntnis Gottes führen.

Weitergehende Diskussionsgrundlagen im Buch: „Neue Theologie Physik Indizien Experimente“
Trailer zum Buch: https://youtu.be/JWR_aD6JgRQ
Webpräsenz des Projektes: https://www.platon-projekt.com

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